400 Jahre Guter Montag


Alte Quellen bezeugen, dass in Buer im Jahre 1594, also vor über 400 Jahren, der sogenannte "Gute Montag" gehalten wurde. Der Brauch, hier alljährlich um "Jakobi" (25.Juli) die gesamte Bevölkerung zu einer Gemeindeversammlung mit einer besonders wichtigen Tagesordnung einzuladen, ist wahrscheinlich noch älter.


1. Bild: „Protokolle“ über Abrechnungen am „Guten Montag“ 1724 und 1725
In den vergangenen Jahrhunderten bildeten die Bauernschaften lange Zeit eigene Gerichtsbezirke, an deren Spitze gewählte Bur- oder Bauerrichter standen, die allerdings nur bescheidene Vollmachten besaßen. In den meisten Gemeinden wechselte dieses Amt jährlich, so auch in Buer, wo jeweils 4 Bauerrichter amtierten und am „Guten Montag“ gewählt wurden. Wiederwahl war möglich, und manchmal waren die Amtsgeschäfte auch erblich an ein Gehöft gebunden, so ist 1731 von einem Erbbauerrichter Plohr in Wetter die Rede. Auf den teils als "Tie", teils unter anderen Namen bekannten Versammlungsstätten traten die Bürger sooft erforderlich, mindestens aber einmal im Jahr, zusammen. Diese wichtigste öffentliche Gemeindeversammlung eines jeden Jahres wird in Buer "Guter Montag" genannt.


2. Bild: Die Dicke Linde (Gerichtslinde) in Buer Mitte des 20. Jahrhunderts
Noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten Bürger am „Guten Montag“ gewisse Gemeindeabgaben - Canon genannt - entrichten. Die Gemeinde bezahlte ihrerseits Rechnungen für Arbeiten und Dienstleistungen, die in ihrem Auftrage ausgeführt worden waren, sie zahlte auch die Zinsen für geliehenes Kapital. Gemeindeeigene Grundstücke wurden an Bürger verpachtet, so u.a. für das Anlegen von Rötekuhlen, für die Grasnutzung durch Weidevieh, für den Bau von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie für Anlage und Erweiterung von Gärten. Verkäufe von Grund und Boden wurden getätigt und Wegerechte eingeräumt. Die Gelder dafür kamen in die "Bauerschaftslade", die Gemeindekasse. Es wurden auch Baumaßnahmen an Wegen, Straßen, Bachläufen und Brücken, Feuerschutzfragen und neue Erlasse der Obrigkeit behandelt.
Regelmäßig führte man am „Guten Montag“ eine Spendensammlung durch, der sogenannte "Bolldok" wurde herumgereicht, eine Art Klingelbeutel. Für kleinere Vergehen mussten Geldstrafen sofort bezahlt werden, z. B. dafür, dass Haustiere in fremden Gärten Schaden angerichtet hatten, dass man auf fremdem Grund Kühe oder Ziegen gehütet, dass man im Walde unbefugt Besenreiser geschnitten, "Pollholz" für Erbsenbraken entnommen, Plaggen zur Düngung gestochen oder Laub als Streu gesammelt hatte. Um im Walde für Ordnung zu sorgen, besonders im ortsnahen Sunderbrok, war ein "Mahlmann" angestellt, der jedes "Vergehen" anzuzeigen und die "Übeltäter" am „Guten Montag“ vorzuführen hatte. Die Bauerrichter verhängten dann entsprechende Strafen. Immer war es üblich, dass ein Teil der Einnahmen den Armen gegeben wurde. Ein erheblicher Betrag aber wurde für alkoholische Getränke ausgegeben, die meist in einer Gaststätte, bei gutem Wetter aber auch im Freien, zum Beispiel unter der Linde, verzehrt wurden.  
Das sich die Art, den „Guten Montag“ zu begehen, allmählich änderte, besonders seit Anfang des 20. Jahrhunderts, liegt wohl in erster Linie daran, dass wegen der zunehmenden Kompliziertheit und des steigenden Umfanges der Verwaltungsaufgaben die Gemeindeangelegenheiten nicht mehr an einem Tage behandelt werden konnten wie zuvor, auch nicht in so einem kleinen Gemeinwesen wie Buer.


3. Bild: Ein stattlicher Baum: Die Dicke Linde in Buer
Es scheint, als sei nach dem ersten Weltkrieg das Brauchtum um den "Guten Montag" untergegangen.
Aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses fand am 31. Juli 1967 erstmalig wieder nach 39jähriger Unterbrechung der „Gute Montag“ unter der Femelinde statt. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten, der Ablauf der Veranstaltung ist in etwa gleich geblieben. Zu Beginn wird das Protokoll des Vorjahres verlesen, anschließend gibt der Ortsbürgermeister einen Einblick in die Bueraner Ortspolitik. Abgerundet wird die Versammlung durch Grußworte der Gäste, musikalische Darbietungen der Grönegau-Musikanten und Wortmeldungen der Bürgerinnen und Bürger.   
Die Veranstaltung, die zu den traditionsreichsten Bürgerversammlungen des Osnabrücker Landes zählt, dient heute der Geselligkeit und schafft die Möglichkeit für die Anwesenden, mit den politisch Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen und Informationen aus dem Bereich der Kommunalpolitik zu erfahren.  


4. Bild: Bürgerversammlung am „Guten Montag“ 2022


5. Bild: Musikalische Begleitung der Versammlung durch die Grönegau-Musikanten